Biosicherheit

1. Risiken

In der Medienkonfernez des J. Craig Venter Institute vom 20. Mai 2010 wurde kurz auf des Risiko der Synthetischen Biologie hingewiesen. Zunächst sagte J. Craig Venter, es sei unklar, ob es eine Kehrseite dieses Forschungsergebnisses gebe. Danach bezog sich J. Craig Venter auf Diskussionen im Vorfeld mit der US-Administration. Demnach erhöhe die Synthetische Biologie die Möglichkeiten, Schaden zu verursachen, "linear", während die Möglichkeiten, den Menschen zu nützen, "sich exponentiell erhöhen". Für diese unterschiedliche Einschätzung des Missbrauchsrisikos gegenüber dem Nutzen lieferte J. Craig Venter keine Erklärung. Es ist zu befürchten, dass er gar keine hat. Auch mit Hilfe der Synthetischen Biologie nützliche erzeugte Mikroben können höchst pathogen sein. Dabei darf auch die Gefahr der unbeabsichtigten Verbreitung durch Laborunfälle nicht unterschätzt werden.
Der Verantwortliche Bob für die Sicherheitsfragen ergänzte, die Gefahr bestehe, dass jemand mit Hilfe dieser Technologie Pathogene synthetisiere. Es sei ein neuer möglicher Weg, statt sich Pathogene aus der Natur oder durch Diebstahl aus einem der Sicherheitslabors zu besorgen. Er erklärte, man könne jene Personen überprüfen, welche Chemikalien besorgen, die für die Synthese eines Genoms benötigt werden. Es werde ein "Federal Register" über Personen und Firmen erstellt, welche mit der Synthetischen Biologie zu tun haben (siehe Video von 28:43 bis 31:45).
Nicht nur die Biohack-Bewegung, welche in Garagen oder sogar im Wohnzimmer Genome analysieren und Gensequenzen synthetisieren ist eine Risiko, sondern auch jene Forscher, die sich in staatlichen Hochsicherheitslabors mit höchst pathogenen Bakterien und Viren beschäftigen. Das betrifft nicht nur die Biosicherheit, wenn wegen einem Laborunfall solche pathogene Bakterien oder Viren in die Aussenwelt gelangen. Es dürfte klar sein, dass die Synthetische Biologie genauso für die Entwicklung von wirksameren Biowaffen oder für den Bioterrorismus verwendet wird.

2. Nutzen

Momentan gibt es noch keine Anwendungen, die durch das Gebiet der Synthetischen Biologie hervorgebracht wurden. Derzeit werden folgende Projekte als besonders anstrebenswert genannt:

Schon vor einigen Jahren erklärte Sven Panke von der ETH Zürich, dank der Synthetischen Biologie könnten diese Ziele in kürzester Zeit erreicht werden. So einfach ist die Angelegenheit offenbar nicht. Bisher wurden höchstens Zwischenziele erreicht.

3. Umfang der Forschung

Weil die Synthetische Biologie als Fachgebiet mehrere Disziplinen abdeckt, gelingt wohl kaum, alle publizierten Artikel zu überblicken. Die Gefahr besteht zweifellos, den Umfang weit zu unterschätzen. Bei der Durchsicht der Literatur kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es vor allem in den USA, Grossbritannien und Australien Ethikkommissionen gibt, die schlicht und einfach alles absegnen, was die Forscher beantragen.

4. Kontrolle der Synthetischen Biologie

Einige verfolgen des Konzept der verbreitungsresistenten Biotechnologie (Noury/Chyba). Dabei erfolgt eine Kontrolle über die Computersoftware der DNA-Synthesegeräte, welche die Synthese von DNA-Sequenzen mit bekannten Gensequenzen von Pathogenen verhindern.

5. Zitate von Sicherheitsexperten

"At least 15 firms in the United States and at least an additional seven worldwide sell new or refurbished DNA synthesizers. Tens of thousands of these machines have been manufactured, and they are available not only from scientific supply vendors but also used on the aftermarket, including through the auction site eBay.
Similar to the case when ordering short pieces of DNA from a commercial supplier, synthesized short oligonucleotides must be “cleaned up” and assembled in the proper configuration to form gene- or genome-length strands of double-stranded DNA." Garfinkel M.S., Endy D., Epstein D.E., Friedman R.M., Synthetic genomics: Options for governance. Ind Biotechnol 3 (2007) 333-366. (Garfinkel und Friedman arbeiteten damals beim J. Craig Venter Institute)

"Wir fordern ein Moratorium bei staatlichen Fördermaßnahmen für die technische Weiterentwicklung der Synthetischen Biologie. Die Gesellschaft muss die Möglichkeit haben, sich ausreichend mit diesen neuen technischen Entwicklungen auseinanderzusetzen und auf ihre Anwendung Einfluss zu nehmen, bevor immer mehr Fakten geschaffen werden. Die Entscheidungen dürfen nicht nur den Behörden, den Forschern und der Industrie überlassen werden. Hier geht es um grundsätzliche Fragen, die unser Verständnis von Leben betreffen und die Art und Weise, wie wir damit umgehen wollen." Then Christoph, "Lückenlose Kontrolle notwendig" - zur Kritik der Synthetischen Biologie. Forschung und Lehre Aug. 2010.

6. Aussagen von Wissenschaftlern, die künstliches Leben herstellen möchten

"The transition to life involves inheritable information taking control of the thermodynamic self-assembly and energy transduction processes of glassy systems, and our current understanding of this process is only sketchy. Knowledge of the general properties of complex systems is certainly helpful for understanding this transition, but is it not sufficient. The devil is in the details." Rasmussen S., Beau M.A., Chen L., Deamer D.W., Krakauer D.C., Packard N.H., Stadler P.F., Living and Nonliving Mattter. Science 305 (2004) 41-42.

"Still, there are other things that scientists don't know. They don't know how life arose, where it came from, or where it's headed. They don't even know whether, when, or where any of the artificial cell projects will come to fruition and present us with the world's first synthetic living entity." Regis Ed, What Is Life?: Investigating the Nature of Life in the Age of Synthetic Biology. New York 2008.

 

Aktualisiert: 03.12.2013